Wie wir Kitze retten

Wer rettet die Kitze?

Unser Rettungsteam setzt sich immer aus drei Zentralfunktionen zusammen:

  1. Drohnenpilot: Unser Kapitän, der die Drohne steuert und den Flug überwacht.

In der Regel werden die Flugrouten im Vorfeld digital eingespeist und die Drohne fliegt vollautomatisiert. Im Bedarfsfall fliegt unser Pilot auch manuell. Unsere Piloten sind im Vorfeld der Rettung mit der Organisation des Fluges betraut und stimmen sich hierfür eng mit den Landwirten ab. Piloten generieren die Flugpläne und stellen die Funktion der Wärmebilddrohne sicher. Sie überwachen den gesamten Flug und die Rettung von oben. Unser Kapitän ist unser Kompass und weist uns den Weg.

2. Spotter (Sichter): Unsere Luftaufklärung und unser elementares Lebensrettungsleitsystem😉

Unser Flug- und Kitzlotse, der zusammen mit dem Piloten den Wärmebildschirm (24″-Monitor) überwacht und das Rettungsteam lenkt und leitet. Immer wenn es „heiß“ wird (rot, gelb, weiß) – je nach nach Einstellung – klären Pilot und Spotter gemeinsam das Ziel und geben es an das Bodenteam (Retter/Läufer) weiter. Spotter überblicken insofern das Geschehen im Felde und bilden das Bindeglied zwischen Pilot und Außenteam.

3. Retter/Läufer: Unsere Infanterieeinheit und unser Bodenteam, das im Felde agiert.

Retter sind zur Stelle, wenn Pilot und Spotter auffällige Sichtungen machen. Retter klären ab, ob es sich um einen Maulwurfshügel handelt oder ob ein Kitz gerettet werden muss. Sie sichern und bergen die Kitze und verbringen sie in gesicherten Kitzretter-Körben an einen sicheren Ablageort.

Retter retten in Feld und Flur. Sie sichten und sichern Kitze mit Feingefühl, Herz und Verstand.

Retter sind hart im Nehmen, vorsichtig, und überwinden Gräben und unvorhersagbare Hindernisse mit allerlei Equipment. Retter müssen belastbar sein, Anweisungen Folge leisten und selbstständig Entscheidungen treffen können. Retter sind unser belastbarer Außendienst direkt an der Front. 🙂

Kommunikation und Ausstattung

Unser Team muss eng abgestimmt zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein. Das beginnt mit dem Teilen wichtiger Informationen bei der Planung, Durchführung und Nachbereitung von Rettungseinsätzen. Vor jedem Einsatz muss ein Team zusammengestellt werden, welches gebrieft und eingeteilt wird. Hier werden zentrale Informationen geteilt (z.B. Ort, Zeit, Geländezugänge und -terrain) sowie Funktionen zugewiesen und Teams gebildet.

Unser Team steht über Walkie-Talkies in ständigem Austausch. Unsere Retter werden gelotst und über die Luftluftaufklärung (Pilot und Spotter) geleitet.

Das Bodenteam ist ausgestattet mit:

  • Walkie-Talkie
  • Kitz-Retter-Körben
  • Kabelbinder/Heringe zur Sicherung der Körbe
  • Kescher (wildtierschonend)
  • Markierungsstangen
  • Handschuhen
  • ggf. Fernglas
  • Mückenschutz 😉

Die Basis ist ausgestattet mit:

  • Wärmebilddrohne
  • Überwachungswagen
  • 24 Zoll Monitor
  • Akku-Ladestation
  • Walkie-Talkie
  • Fernglas & Brille😉

Phase I: Planung

Kein Unterfangen – oder besser gesagt: Kitze fangen 😉 – ohne Planung.“ (Harun, dt. Kitzretter)

Um erfolgreich bei der Kitzrettung zu sein, müssen wir eng mit den Landwirten/Agrargenossenschaften sowie den zuständigen Jagdausübungsberechtigten zusammenarbeiten. Dabei sind viele Aspekte zu klären und in unsere organisatorische Planung einzubinden. Einige zentralen Fragen sind beispielsweise:

  • Wie groß ist die zu bemähende Fläche?
  • Wie und wann ist die Mahd geplant (Beginn und Ende)
    • Welche Maschinen kommen zum Einsatz?
    • Wann und wo geht es los?
    • Wie ist die Route der Mähmaschine(n) geplant?
    • Wer ist unser Ansprechpartner und mit wem müssen wir uns vor Ort abstimmen?
  • Wo sind Einstandsgebiete des Wildes (v.a. Rehe aber auch Schwarz- und Federwild)
  • Gibt es Flugbeschränkungen oder physische Hindernisse z.B. Hochspannungsleitungen, Wassergräben etc.
  • Wie viele Retter/Teams werden benötigt? Wer übernimmt welche Funktionen?

Diese Auswahl organisatorischer Planungsfragen soll deutlich machen, dass eine gute Planung und enge Zusammenarbeit mit orts- und naturkundigen Landwirten und Jägern elementar für unseren Erfolg sind. Zugleich wird aufgezeigt, wie umfangreich die Planung und Vorbereitung erfolgreicher Kitzrettung ist.

Phase II: Durchführung

Der frühe Vogel findet das Kitz“ 😊 (Wolfgang, dt. Kitzretter, Drohnenpilot & Vorstand)

Nachdem die Vorarbeiten und Planungen abgeschlossen sind, findet sich das Kitzrettungsteam meist zwischen 03:00 Uhr und 04:00 Uhr früh vor Ort ein. Noch vor Sonnenaufgang ist der Boden kühl und die Liegeflächen der Kitze warm. Diese sind daher mittels Wärmebildkamera hervorragend auszumachen. Auch wenn Sonnenaufgänge im Dunst einer nebelverhangenen Frühlingswiese sehr schön seien können, sind sie der größte Feind bei der Kitzrettung.

Vor Ort bauen wir das technische Equipment auf, und führen Funktionstests durch. Es findet ein kurzes Briefing statt und wir teilen die Teams bzw. Funktionen ein. Idealerweise besteht ein Läuferteam (Außendienst) immer aus zwei Rettern, die sich gegenseitig unterstützen. Die Teams werden ausgestattet und begeben sich an die jeweiligen Startpunkte.

Je nach Flächengröße stoßen die Läuferteams nach und nach der Drohnenflugroute hinterher. Teilweise gibt es auch Standzeiten, wenn Akkus gewechselt oder Sichtungen überprüft werden müssen.

Bei der Rettung von Rehkitzen sichern unsere Läufer die Kitze schonend mit Handschuhen und Gras, um möglichst keine unnatürlichen Duftspuren an den Kitzen zu hinterlassen. Hierbei nähern wir uns behutsamen den Liegeplätzen und sichern vorsichtig und ggf. mit einem großen Kescher. Die Kitze bleiben in der Regel sehr ruhig liegen, da sie noch keine natürliche Scheu vor den Menschen entwickelt haben. In geräumigen und ausgekleideten Körben werden die Kitze dann an einen sicheren Ort in der Nähe (Wald- oder Feldkante) gebracht. Markierungsstangen und GPS-Standortdaten ermöglichen es uns die Kitze schnell wieder zu finden und signalisieren den Landwirten und Fahrern den Ablageort.

Nach der Mahd werden die Kitze wieder freigelassen und unsere Helfer beobachten, ob sie von der Ricke (Mama) wieder abgeholt werden. Meist warten die Ricken schon in der Nähe, um ihre Jungen wieder einzusammeln. Dann war unser Einsatz ein voller Erfolg. 😊

Phase III: Nachbereitung

Unsere Einsätze werden immer ausgewertet und nachbereitet. Wir teilen Informationen, Erfahrungen und Erlebnisse über verschiedene Kanäle miteinander. Auch teilen wir die Informationen unserer Rettungseinsätze mit den Landwirten und Jägern vor Ort. Diese haben immer ein berechtigtes Interesse daran zu erfahren, wo Kitze oder andere Wildtiere gesichtet wurden. Das ist wichtig für die zukünftige Ausrichtung landwirtschaftlicher Maßnahmen, oder Hegemaßnahmen in den Revieren. So schließen wir auch den Kreis zwischen Landwirtschaft, Tier- und Naturschutz und schaffen ein starkes Bündnis mit den vielen engagierten und tüchtigen Kräften vor Ort.

Durch die interne Aufarbeitung unserer Einsätze stellen wir aber auch sicher, dass wir uns aus den gesammelten Erfahrungen und Eindrücken stetig weiterentwickeln und immer besser werden in dem was wir Gutes tun. Damit die nächste Saison noch erfolgreicher werden kann.